Hi! Vermutlich hast du irgendwo die Begriffe Neurotypisch, Neurodivers oder Neurodivergent gelesen und dich nun gefragt, was das bitte bedeuten soll.
Ich bin Janine-Bianca, und gehöre dem Neurodivergenten Spektrum an.
In diesem Beitrag erkläre ich dir, was es damit auf sich hat.
Keine Sorge, es ist nichts schlimmes, und sogar ganz gut und wichtig, wenn du mit den Begriffen bzw. mit dem was dahinter steht, etwas anfangen kannst!
Neurodivers, das hat nichts mit Geschlechtern zu tun!
Beim Wort Neurodivers schließen viele im ersten Moment auf irgendwas mit dem dritten Geschlecht –
doch das hat damit nichts zu tun.
„Divers“ bedeutet nichts anderes, als Verschiedenheit bzw. Unterschied.
Doch schauen wir uns das Wort „Neuro“ genauer an.
Neuro kommt aus dem griechischen und steht für Nerv.
So erforscht zum Beispiel die Neurologie das Nervensystem und seine Erkrankungen. Ein Großteil betrifft unser Gehirn.
Das Erleben und Verhalten einer Person
Wir Menschen sind alle unterschiedlich, da wirst du mir sicherlich zustimmen.
Sei es in den Werten, die uns wichtig sind, im Mode-Stil, in unseren Träumen für die Zukunft, oder in der Kommunikation untereinander. Manche sind sehr Mitteilungsbedürftig, andere befolgen eher ein „Schweigen ist Gold“.
Der Grund dafür ist natürlich sehr breitgefächert, aber um es auf den Punkt zu bringen:
Jeder Mensch von uns, hat seine eigene Wahrnehmung, sein eigenes Erleben und handelt entsprechend danach anders.
Neurologische Vielfalt
Der Begriff Neurodivers beschreibt somit im Grunde nichts anderes, als dass jeder Mensch bzw. jedes Gehirn anders ist.
Soweit so gut. Doch warum ist das wichtig?
Neurodivers bedeutet auch, dass neurologische Erkrankungen, Entwicklungsstörungen oder psychische Krankheiten lediglich eine von vielen neurologischen Varianten ist.
Zum Beispiel Menschen mit ADHS, Autisten oder Ähnliches sind einfach nur, „anders“ verdrahtet, als das was die Mehrheit „gewohnt“ ist.
Neurotypische Menschen
Ein Großteil, bzw. die Mehrheit an Menschen, zumindest neurologisch betrachtet, ähneln sich z.B. in sprachlichen und sozialen Kompetenzen oder in der kognitiven Leistungsfähigkeit.
In diesem Kontext, gibt es den Begriff Neurotypisch:
Ein Neologismus, welcher das neurologischen Entwicklungsstadium der Mehrheit beschreibt.
Alternativ gibt es auch den Begriff Allistisch, dieser konnte sich jedoch nicht durchsetzen.
Neurotypisch gegenüber steht: Neurodivergent.
Neurodivers oder Neurodivergent: Was ist der Unterschied?
Neurodivergent charakterisiert nun all jene Menschen, welche aufgrund von psychischen Unterschieden neurologisch betrachtet nicht in das Neurotypische Register fallen.
Das sind z.B. Menschen mit ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätssyndrom), Autisten, aber auch Menschen mit Legasthenie, Dyskalkulie oder Zwangsstörungen (OCD).
Im Deutschen Sprachgebrauch wird allerdings trotzdem häufig der Begriff Neurodivers verwendet.
Autismus, ADHS & co. sind keine Störungen
Medizinisch betrachtet, ist Autismus eine Entwicklungsstörung, und ADHS gehört zum Bereich der Verhaltens- und emotionalen Störungen.
Doch viele „Betroffene“ Menschen empfinden z.B. Autismus als keine Störung. Es ist lediglich eine alternative Form, die Welt zu betrachten und mit ihr zu interagieren.
Die Begriffe sollen helfen, diese kognitiven Unterschiede nicht als Störungen zu betrachten. Neurodivergente Menschen haben eine andere Art des Erlebens, Denken und Handelns.
Stereotypen und Schubladendenken
Es ist nun aber keinesfalls so, dass es die zwei Schubladen Neurotypisch oder Neurodivergent gibt.
Ganz im Gegenteil: Es gibt ganz viel dazwischen und außem rum.
Je nachdem welchen Bereich man sich im Detail betrachtet, entstehen unterschiedlich starke Ausprägungen.
Ein Mensch kann zum Beispiel eine sehr Neurotypische Wahrnehmung haben, aber gleichzeitig sehr Neurodivergent kommunizieren.
Das ganze ist also viel mehr wie eine große Linie. Je weiter du dich links befindest, desto Neurotypischer bist du im Durchschnitt, oder je weiter rechts desto Neurodivergenter.
Spannend ist hier auch der Aspie-Test. Hier sind die unterschiedliche Ausprägungen sehr schön verdeutlicht.
Wenn du einen Autisten kennst, kennst du genau EINEN Autisten:
Wenn du den Begriff Autist liest, hast du vermutlich ein genaues Bild im Kopf, oder?
Neurodivergente Menschen sind die Minderheit.
In der Medizin benötigen wir Schemata, um zu Kategorisieren und die Medien publizieren Charakter und Rollen.
Diese sogenannten Stereotypen beschreiben ein klares und starres Vorstellungsbild von Personen bzw. Gruppen, sowie deren Verhalten.
Sheldon Cooper von Big Bang Theory sagt dir sicherlich was?
Es ist DAS Beispiel für den medial präsentierten Stereotypen „eines Autisten“.
Er ist unbeholfen, vermeidet Augenkontakt, hat Fokus auf seltsame Leidenschaften.
Doch nicht jeder Autist ist wie Sheldon Cooper.
Es gibt so viele Ausprägungen und Formen, wie es Menschen gibt.
Um bei den Klischees zu bleiben: Es gibt Autisten ohne Inselbegabung, jene die in die Augen gucken können, und auch äußerst empathische und sensible Autisten.
Genau wie jeder Neurotypische Mensch, dennoch seine eigene individuelle Identität hat, haben auch Autisten, ADHSler & Co. ihr ganz eigenes Leben und Erleben.
Neurodivers, Neurodivergent, Neurotypisch: Was bringen uns die Begriffe?
Manche Barrieren und Probleme existieren nur, weil wir nicht aufeinander Acht geben und so sehr an „gewohntem“ festklammern.
Wie oben beschrieben ist die Mehrheit der Menschen Neurotypisch.
Dementsprechend sind viele Dinge in der Gesellschaft und im alltäglichen gemeinsamen Leben für Neurotypische Menschen ausgelegt. Genau dadurch entsteht erst diese Grenze zwischen Neurotypisch und Neurodivergent.
Doch das Leben ist bunt. Lass uns mehr Brücken bauen.
Wir Menschen sind soziale Wesen und wollen dazugehören. Begriffe helfen uns, nicht allein zu sein, irgendwo „Gleichgesinnte“ gefunden zu haben.
Lass uns Stereotypen und Schubladen brechen, weniger in Krankheiten und Störungen denken.
Lass uns Vielseitigkeit lieben und leben.
Ändere deine Sehgewohnheiten, beschäftige dich bewusst mit anderen Perspektiven und mach ganz eigene Erfahrungen.
Hilfe, ich glaub ich bin Neurodivergent?!
Solltest du dich jetzt irgendwie angesprochen oder betroffen gefühlt haben:
Willkommen in einer riesen großen tollen und lieben Community!
Du bist auf dem ersten Schritt, Erklärungen, für deine vielen Fragen und Wunder über dich selbst, zu finden.
Hab keine Angst, du bist nicht allein 🙂
Organisation und Selbstmanagement für Neurodivergents
Ich hab schon im Kindesalter die Diagnose ADHS bekommen, und das hat sich auch im Erwachsenenalter nicht geändert. Trotz Jahrelanger Medikamente hatte ich immer so meine Probleme, besonders mit Selbstorganisation.
Viele Coachings, Weiterbildungen und co. haben mit den klassischen Methoden für mein Gehirn einfach nicht funktioniert. Also hab ich eigene entwickelt 😀
Mittlerweile bin ich Gründerin, angehende Wirtschaftspsychologin, IHK Prüferin, und gebe mein Wissen weiter. Ich helfe kreativen Chaosköpfen und Neurodivergenten Menschen zu einem ganz eigenen persönlichen Lösungsweg für eine optimierte Organisation.
Sprech mich gerne auf meine vielen Möglichkeiten der Unterstützung an. Ich habe viele Angebote (auch für Studierende mit wenig Budget!). Wir quatschen ganz unverbindlich, ob und wie ich dir helfen kann.